«Wir konnten unsere Marktposition im Vertragsgeschäft weiter ausbauen und sind volumenmässig weitergewachsen.»
Wilke Stroman, CEO Deutschland

Wilke Stroman, wie erlebten Sie das Jahr?

Wir konnten unsere Marktposition im Vertragsgeschäft weiter ausbauen und sind volumenmässig noch einmal gewachsen. Das Volumen im Online-Geschäft konnten wir analog dem Vorjahr um weitere 6,3 Prozent von 600’000 auf 638’000 Mobilfunkverträge steigern. Im Online-Geschäft ist die sehr erfreuliche Entwicklung von unserem Mobile Virtual Network Operator (MVNO) HIGH besonders hervorzuheben. Anfang Januar 2023 «feierten» wir unseren 100’000. Kunden. Im indirekten B2BGeschäft haben wir mit einem Wachstum von 8,1 Prozent 453’000 Mobilfunkverträge abgeschlossen – im Vorjahr waren es noch 419’000 Mobilfunkverträge – und sind somit wieder auf dem Niveau vom Jahr 2020. Was in den Pandemiejahren zu kurz kam, war der persönliche Kontakt, welcher mir persönlich, trotz technischer Möglichkeiten wie beispielsweise der Videotelefonie, gefehlt hat. Umso schöner war es, dass wir die Weihnachtsfeiern der Jahre 2020 und 2021 im Frühling 2022 nachholen konnten und mit Jan Delay als Stargast eine stimmungsvolle Veranstaltung durchführen konnten. Glücklicherweise konnte die Weihnachtsfeier 2022 wie geplant stattfinden und wir konnten in der Kölner Wolkenburg mit 450 Mitarbeitenden und Industriepartnern ein schönes Fest feiern. 

Was waren Ihre Highlights im Jahr 2022?

Mit Mathias Sieg, verantwortlich für Digital & IT-Infrastruktur, und Sascha Hancke, zuständig für Commerce und Einkauf, konnten wir unser Führungsteam im vergangenen Geschäftsjahr 2022 ideal verstärken. Seit August ist das Führungsteam komplett und arbeitet mit Hochdruck am weiteren Wachstum der deutschen Organisation. In der 2. Hälfte des Jahres haben wir ein Effizienzprogramm gestartet, um die zu erwartenden Kostensteigerungen in allen Bereichen abzufedern. Die ersten Ergebnisse haben schon im 4. Quartal 2022 gewirkt und wir werden das Programm auch im Jahr 2023 fortführen. Nach Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich die Konsumentenstimmung in Deutschland deutlich eingetrübt. Mit der steigenden Inflation insbesondere in der 2. Jahreshälfte 2022 sind unsere Deckungsbeiträge pro Vertragsabschluss gesunken – glücklicherweise konnten wir unser Volumen nicht nur halten, sondern sogar vergrössern.

Wie beurteilen Sie das Geschäftsergebnis in Deutschland?

Mit einem Umsatz von CHF 696 Mio. (Vorjahr: CHF 659 Mio.) und einem EBIT von CHF 35.6 Mio. sind wir insgesamt sehr zufrieden und ungefähr auf Vorjahresniveau, das bekanntlich auch das beste Jahr für mobilezone in Deutschland war. In EUR betrug die Umsatzsteigerung 2022 sogar 13,5 Prozent und auch das EBIT erhöhte sich um 5,8 Prozent. Per 1. Halbjahr 2022 waren wir mit einem EBIT von CHF 20.3 Mio. sogar ausgezeichnet unterwegs. Im 2. Halbjahr war der Wettbewerb sehr intensiv und wir konnten unsere Brutto-Margen des 1. Halbjahres nicht ganz halten. Wir konnten unsere Volumen aber auch im 2. Halbjahr leicht ausbauen und haben dadurch eine gestärkte Marktposition. Die EBIT-Marge nahm, bedingt durch den intensiven Wettbewerb im 2. Halbjahr, auf 5,1 Prozent (Vorjahr: 5,5 Prozent) ab.

Die Inflationsrate ist in Deutschland im vergangenen Geschäftsjahr 2022 auf ein Rekordniveau gestiegen. Welche Auswirkungen hatte diese Entwicklung auf Ihr Geschäft? Und was ist Ihre Beurteilung für das Jahr 2023?

Die Teuerungsrate ist das tägliche Thema in den Medien und ist entsprechend auch bei den Menschen angekommen – insbesondere die höheren Energiekosten reduzieren das verfügbare Haushaltseinkommen. Wir merken bei unseren Kunden teilweise eine Zurückhaltung im Einkaufsverhalten, auf jeden Fall aber einen Trend zu «kleineren» Warenkörben – konkret kaufen Kunden derzeit lieber das Smartphone der letzten Generation und nicht mehr nur das Top-Modell, oder sie behalten ihre Geräte im Durchschnitt länger, was zu leicht sinkenden Deckungsbeiträgen führt. Auch ein Trend hin zu SIM-Only-Produkten zeigt sich. Wir hoffen, dass die Talsohle durchschritten ist und mit dem Beginn der warmen Jahreszeit auch das Konsumklima wieder aufheitert.

Was zeichnet das Geschäft in Deutschland aus? 

Insgesamt ist das Geschäftsmodell in Deutschland vergleichbar mit jenem in der Schweiz, jedoch mit einem stärkeren Fokus auf das Online-Geschäft. Mit Sparhandy und Deinhandy dominieren wir das Online-Geschäft in Deutschland. Im Gegensatz zur Schweiz haben wir in Deutschland keine eigenen physischen Shops. Wir haben Büro- und Lagerräume in Bochum sowie Büros in Köln und Münster und sind auch in Berlin vertreten. Zudem haben wir Partner, die in Deutschland physische Shops betreiben oder auch Online Retail betreiben. Diese können die Mobilfunkverträge ihrer Kunden nicht direkt mit den Netzbetreibern abwickeln, sondern brauchen dazu einen Vermittler. Wir sind in Deutschland die Nummer 1 als Schnittstelle zwischen Fachhändlern und der Telekomindustrie. Allein hier werden wir dieses Jahr etwa 500’000 Abschlüsse machen. Der Rest kommt aus unserem Online-Geschäft, womit wir auf gegen 1.2 Million Vertragsabschlüsse im Jahr 2023 in Deutschland kommen sollten.

Sie hatten in der Halbjahresberichterstattung 2022 die Umstellung von Sparhandy und Deinhandy auf eine neue Shop-Technologie erwähnt. Inwiefern hat sich diese Umstellung bereits finanziell ausgezahlt? 

Die Umstellung erfolgt im 1. Quartal 2023 für Deinhandy und im 2. Quartal für Sparhandy. Wir werden damit schneller technische Weiterentwicklungen an der Plattform vornehmen können. Im Warenkorb ist die Vermarktung von Zubehör ein Schwerpunkt, auf den wir uns mit der neuen technischen Plattform fokussieren – dies verspricht zusätzliche Deckungsbeiträge. Dieser Bereich war bis jetzt noch sehr überschaubar. Kostenseitig ist die Pflege und Weiterentwicklung der neuen Plattform deutlich effizienter als die der bisherigen zwei Plattformen. Mit der Investition in die neue Technologie rechnen wir insgesamt kurz- und längerfristig mit Einsparungen.

Markus Bernhard hat bereits erwähnt, dass das MVNOGeschäft ein sehr margenstarkes ist. Wie hat sich das deutsche Geschäft mit HIGH entwickelt? 

Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung von HIGH. Im August gingen wir noch von einem Kundenwachstum im 2. Halbjahr von netto 10’000 auf 90’000 Kunden aus. Dank sehr hohen Volumen im 4. Quartal konnten wir den Kundenbestand per Ende Jahr 2022 auf beinahe 100’000 erhöhen. Margenmässig wird in den nächsten Jahren noch mehr möglich sein. Entsprechend liegt derzeit unser Fokus darauf, unsere Marktposition schnell und deutlich zu verbessern.

Können Sie in Bezug auf das angestrebte Wachstum von HIGH einen Ausblick auf das Jahr 2023 geben? 

Wir wollen schnellstmöglich unseren Kundenbestand verdoppeln und werden HIGH neu über alle unsere Vertriebskanäle vermarkten. Wir werden im Laufe des Jahres die Distributionsbreite vergrössern und HIGH auch im B2B-Handel einführen. Der eingeschlagene Wachstumspfad wird also in den nächsten Jahren weitergehen. Das nächste Ziel ist 200’000 HIGH Kunden. Diese Verdoppelung des Kundenbestandes wollen wir im Laufe des Jahres 2024 erreichen.

Auch im Bereich Nachhaltigkeit wollen Sie mit HIGH einen Schritt weiter gehen und das erste «grüne» Mobilfunkabo der mobilezone Gruppe entwickeln. Können Sie mehr dazu sagen?

Hier sind wir noch ganz am Anfang des Entwicklungsprozesses. Unsere Idee ist, ein «grünes» Mobilfunkprodukt auf den Markt zu bringen, bei dem der CO₂-Ausstoss, welcher die Nutzung eines Mobilfunkabos generiert, kompensiert wird. Diese Kompensation soll zudem möglichst lokal erfolgen. Wir sind derzeit in der Konzeptionsphase und gehen von einer Lancierung des Produkts in der zweiten Jahreshälfte 2023 aus. 

Wie sehen Sie die Entwicklung von mobilezone handel?

Wir sehen für mobilezone handel im Rahmen der laufenden Marktkonsolidierung viel zusätzliches Potential. Wir konnten im 1. Quartal 2023 zwei grössere neue Partner gewinnen, die unser Wachstum unterstützen werden. Wir haben zudem ein auf die Bedürfnisse von mobilezone handel zugeschnittenes HändlerManagement-System eingeführt. Damit ist die einfache Steuerung der Partner möglich; sowohl im Administrativbereich, als auch im Bereich Marketing.

Kurz vor Ende des Jahres hat mobilezone mit SIGA einen langjährigen stationär tätigen Partner übernommen. Was waren Ihre Überlegungen für diese Akquisition?

Die strategische Ausrichtung von SIGA stärkt unser Geschäft mit der Deutschen Telekom. SIGA betreibt an elf Stützpunkten der US Army in Deutschland eigene Verkaufsstellen für das Telekommunikationsgeschäft und ist eine sehr wertvolle Ergänzung für mobilezone. Mit dem Zusammenschluss können umgehend Synergien genutzt werden. 

Aus powwow wird mobilezone. Was waren die Gründe für den Namenswechsel? Wie haben es die Mitarbeitenden aufgenommen?

Wir haben bereits vor zwei Jahren unser indirektes B2B-Geschäft zu mobilezone handel umfirmiert und nun steht mit der Umbenennung der Organisation powwow der nächste logische Schritt an. Wir sind stolz, Teil von mobilezone zu sein und entsprechend ist der Namenswechsel auch für die Mitarbeitenden eine positive Entwicklung. Grundsätzlich wird es mit dem einheitlichen Namen aller deutschen Gesellschaften im Rahmen des Employer Brandings einfacher, Mitarbeitende zu rekrutieren, und wir nutzen somit die Power des Mutterkonzerns künftig voll aus.

Welche Schwerpunkte legen Sie für Deutschland im Jahr 2023?

Die nächsten Wochen und Monate stehen ganz im Zeichen der Lancierung von Sparhandy und Deinhandy auf der neuen Plattform. Im 2. Halbjahr sind dann HIGH und Handystar an der Reihe. Damit ist dieses Mammutprojekt, das über die letzten drei Jahre viele Ressourcen absorbiert hat, in der finalen Phase und wird unser Arbeiten künftig stark erleichtern. Für viele Mitarbeitende wird die Umstellung der Portale und Prozesse ein Fokus in diesem Jahr sein. Darüber hinaus wollen wir in diesem Jahr natürlich weiterwachsen. Das Wachstum von HIGH und von unserem Zubehörgeschäft hat hohe Priorität, das uns dabei helfen wird, unsere Margen zu erhöhen. 

Ab Mitte 2024 werden Sie die mobilezone Gruppe gemeinsam mit Roger Wassmer führen. Worauf freuen Sie sich?

Roger Wassmer sowie unser Finanzchef Andreas Fecker und ich arbeiten seit bald vier Jahren zusammen. Ich freue mich auf die enge Zusammenarbeit und die zusätzliche Verantwortung, um die mobilezone Gruppe weiter voranzutreiben. Markus Bernhard in seiner neuen Funktion als operativer Delegierter des Verwaltungsrats wird uns weiterhin unterstützen.

Das weiterhin wichtigste Geschäft von mobilezone ist der Verkauf von Mobilfunk- und Festnetzverträgen (Internet und TV). Wie hat sich der Absatz entwickelt?

In unserem Kerngeschäft Mobilfunk- und Festnetzverträge (Internet und TV) konnten wir Rekordabsatzzahlen in der Schweiz und in Deutschland erreichen. In der Schweiz haben wir insgesamt 437’000 (Vorjahr: 398’000) Verträge abgeschlossen. In Deutschland konnten wir die Anzahl der abgeschlossenen Verträge um 7,1 Prozent auf 1’091’000 steigern.