«Dass wir nun das Geschäftsjahr 2021 sogar mit einem EBIT von knapp CHF 73 Mio. abschliessen konnten, macht uns zufrieden und stolz.»
Markus Bernhard, CEO

Bereits für das erste Halbjahr 2021 haben Sie eine sehr positive Bilanz gezogen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr 2021 insgesamt?

Wir sind sowohl mit den finanziellen Ergebnissen als auch mit der strategischen Weiterentwicklung unseres Geschäftes sehr zufrieden. Im August haben wir unsere Financial Guidance 2021 für das operative Ergebnis um CHF 6 Mio. auf eine Bandbreite von CHF 67 bis 72 Mio. angehoben. Dass wir nun das Geschäftsjahr 2021 sogar mit einem EBIT von knapp CHF 73 Mio. abschliessen konnten, macht uns zufrieden und stolz. 

Wo lagen die Herausforderungen im Geschäftsjahr 2021? 

Den Umgang mit der Pandemie und den damit zusammenhängenden Massnahmen, insbesondere im Retail-Geschäft, konnten wir bereits im Jahr 2020 erfolgreich «üben». Trotzdem waren wir insbesondere zu Beginn und in den letzten Wochen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2021 diesbezüglich gefordert. In den letzten Monaten konnten wir in Deutschland und auch in der Schweiz die lokalen Geschäftsleitungen substanziell stärken. Wir konnten damit die Weiterentwicklung unseres Geschäftes in diversen Bereichen, wie zum Beispiel im Online- und Service-Bereich, unterstützen. Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundene Chip-Knappheit hat uns insbesondere vor die Herausforderung von Lieferengpässen bei Apple- und Samsung-Geräten gestellt. Trotzdem dürfen wir sagen, dass wir die Herausforderungen der Pandemie seit März 2020 sehr gut gemeistert haben. Unsere Mitarbeitenden haben stets sehr flexibel auf neue Situationen reagiert und im gesamten vergangenen Geschäftsjahr einen enormen Einsatz gezeigt.

Wie Sie bereits erwähnt haben, ist im August die EBIT-Guidance um 10 Prozent auf neu CHF 67 bis 72 Mio. angehoben worden. Wie sieht die Vorhersage für das neue Geschäftsjahr 2022 aus? 

Wir entwickeln unser Geschäft im laufenden Geschäftsjahr organisch weiter. Wir sind überzeugt, dass wir sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz an die Performance vom vergangenen Jahr anknüpfen können. Der Start ins neue Jahr ist auf jeden Fall gelungen. Ein spezielles Augenmerk haben wir nach wie vor auf die Steigerung der EBIT-Marge gerichtet; deren Entwicklung in den letzten Jahren von 4 Prozent auf 7,4 Prozent macht uns zuversichtlich. Unser Geschäftsmodell hat sich auch während der Pandemie mehr als bewährt. Wir sind überzeugt, dass wir im Jahr 2022 ein EBIT von CHF 70 bis 80 Mio. erreichen können. Zudem wirkt sich der Aktienrückkauf positiv auf den Gewinn pro Aktie aus.

Die Pandemie hat in vielen Bereichen für eine massive Beschleunigung der Digitalisierung gesorgt (Video-Calls, Homeoffice etc.). Wie hat sich dies auf mobilezone in Bezug auf das Kundengeschäft, aber auch nach innen ausgewirkt?  

Wir haben bereits im Vorjahr aufgezeigt, dass wir über ein resilientes Geschäftsmodell verfügen. Im Jahr 2021 konnten wir in allen Geschäftsbereichen Rekordergebnisse erzielen. Im Online-Geschäft ist dies sicher keine Überraschung im aktuellen Umfeld; die Ergebnisse im Schweizer Retail konnten wir trotz tieferen KundenFrequenzen von 15 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 mit besseren Abschlussquoten mehr als kompensieren. Auch das B2B-Geschäft in Deutschland und der Schweiz hat sich sehr gut entwickelt, sodass wir bestens aufgestellt sind. Der Austausch sowohl mit Partnern als auch intern über Videocalls ist heute alltäglich und nicht mehr wegzudenken. Die dadurch erzielte Effizienzsteigerung ist beachtlich. Für unsere Mitarbeitenden im Verkauf in den Shops und in Teilen der Logistik ist Homeoffice zwar kein Thema. In diversen zentralen Funktionen hingegen ist es seit mittlerweile zwei Jahren erprobt und normal. 

Welche Lehren ziehen Sie nach gut zwei Jahren aus der Pandemie, einerseits für mobilezone, aber auch für sich persönlich? 

mobilezone hat sich in kürzester Zeit an die geänderten und teilweise neuen Anforderungen unserer Kunden und Lieferanten angepasst. Gleichzeitig haben wir die finanziellen und operativen Herausforderungen gut gemeistert. Persönlich haben virtuelle Meetings meinen Arbeitsalltag geprägt. Die stark reduzierten Reisezeiten haben mir zu etwas mehr persönlicher Freizeit verholfen.

Bereits im ersten Halbjahr haben Sie eine positive Bilanz zum Schweizer B2B-Geschäft gezogen. Wie hat sich dieses insgesamt im Geschäftsjahr 2021 entwickelt? Und was darf man hier erwarten? 

Wir konnten auch im zweiten Halbjahr den positiven Schwung der ersten sechs Monate mitnehmen. Unsere massgeschneiderten Kundenplattformen werden von einem Grossteil unserer B2B-Kunden und deren Mitarbeitenden genutzt. Die wiederkehrenden Einkünfte im B2B-Service-Geschäft konnten wir per Ende Dezember 2021 auf CHF 4.5 Mio. erhöhen. «Device as a Service» für Geschäftskunden wird sich im laufenden Jahr definitiv etabliert haben.

Wohin geht die Reise von «jusit» im Jahr 2022? 

Das Thema Kreislaufwirtschaft ist aktueller denn je und hat in der Gesellschaft eine schnell wachsende Bedeutung erhalten. Wir haben unsere Aktivitäten rund um Reparatur und Refurbishing von Smartphones unter dem Fokus «Smarthphone-Kreislauf» zusammengefasst. Wir wollen den Anteil «Second Life Smartphones» an den total verkauften Smartphones bei mobilezone in der Schweiz auf gegen 2 Prozent steigern. 

mobilezone ist ein finanziell gesundes Unternehmen, das auch in Krisenzeiten positiv überrascht. Wie schaffen Sie das? 

Wir haben unser Geschäftsmodell in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Heute erzielen wir mehr als 38 Prozent unseres Umsatzes mit unseren Online-Plattformen. Unsere Cashflows aus Deutschland und der Schweiz sind mit dem Online-, Retail-, B2Bund MVNO-Fokus ausgewogen. Die Dienstleistungen und wiederkehrenden Einkünfte bauen wir von Jahr zu Jahr stetig aus. Die laufenden Investitionen in alle unsere Geschäftsbereiche sind die Grundlage für die steigenden EBIT-Margen in den letzten Jahren. Im Weiteren konnten wir mit dem Verkauf des Grosshandelsgeschäftes in Deutschland Anfang des Jahres 2021 unsere angekündigte Fokussierung abschliessen. 

Die Nettoverschuldung/EBITDA konnten wir von 2.22 von Anfangs des Jahres auf 0.92 per Ende Dezember abbauen. Im April 2021 konnten wir unseren Aktionären CHF 25.1 Mio. Dividende auszahlen; die gesunde finanzielle Lage hat uns dazu veranlasst, im November einen Aktienrückkauf zu starten, welcher am 3. Februar 2022 mit einem Volumen von CHF 10.7 Mio. abgeschlossen wurde. 

mobilezone konnte über die letzten Jahre sehr zuverlässig die Ergebnisse stetig verbessern. Um das zu erreichen, braucht es motivierte Mitarbeitende und zufriedene Kunden. Unsere regelmässig durchgeführten Kunden- und Mitarbeiterbefragungen geben uns dazu sehr wertvolle Rückmeldungen, die wir ernst nehmen und die uns Motivation geben, uns weiter zu verbessern.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Was dürfen wir vom Jahr 2022 von der mobilezone Gruppe erwarten? 

Wir haben im Jahr 2021 unsere Teams in Deutschland und der Schweiz mit gezielten Ergänzungen gestärkt. Wir sind überzeugt, dass wir bestens aufgestellt sind, um unsere guten Ergebnisse zu bestätigen oder sogar auszubauen. Das weitere organische Wachstum des Vertragsgeschäftes mit den Netzanbietern, unsere MVNO(Mobile Virtual Network Operator)-Geschäfte mit TalkTalk und High sowie unser Online-Geschäft werden einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

Im November wurde die Dividendenpolitik von mobilezone neu definiert. Welches waren die Gründe dafür? 

Wir haben bei der Ankündigung des Aktienrückkaufes im November 2021 die Gelegenheit wahrgenommen, die Ausschüttungspolitik etwas zu präzisieren. mobilezone beabsichtigt in Zukunft 60 bis 75 Prozent des Reingewinns als Dividende an die Aktionäre auszuschütten. Zudem beabsichtigt mobilezone, überschüssiges Kapital unterhalb einer Nettoverschuldung/EBITDA von 1 via Sonderdividende oder Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückzuführen. Dies gilt, solange keine effizienteren Verwendungsmöglichkeiten für das Überschusskapital gesehen werden. Bereits Ende 2021 bis Februar 2022 haben wir einen Aktienrückkauf von CHF 10.7 Mio. durchgeführt.

Sie haben in Deutschland gegenüber dem Vorjahr sehr stark zugelegt. Auf was ist dies zurückzuführen? 

Die Restrukturierung der deutschen Gesellschaften wurde im 1. Halbjahr 2021 abgeschlossen. Wir sind nun bestens aufgestellt, sodass die Synergien sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Kostenseite greifen. Das Resultat ist ein EBIT von CHF 36.2 Mio. gegenüber CHF 11.9 Mio. im Vorjahr.

Das deutsche B2B-Geschäft unter mobilezone handel war von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie beeinflusst, konnte sich jedoch im 1. Halbjahr 2021 erholen. Was ziehen Sie hier für eine Bilanz?

Unser Handelsgeschäft in Deutschland ist sehr vielschichtig, von kleinen inhabergeführten Shop-Formaten bis zur Grossflächenmarktkette. Entsprechend war die Regulierung in Deutschland im Jahr 2021 nicht nur abhängig von Bundesland und der Inzidenz, sondern auch vom Shop-Format und der Grösse. Die verschiedenen Formate waren unterschiedlich erfolgreich. Die meisten Händler sind gut durch die Krise gekommen. Bereits im 4. Quartal 2021 waren wir teilweise mit den Absätzen über dem Niveau von 2019. Es gab einzelne Insolvenzen bei unseren Partnern. Die grosse Insolvenzwelle der stationären Formate ist aber glücklicherweise ausgeblieben. Dies lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken.

Mit der Marke Pricezilla möchte mobilezone ihre OnlineStrategie weitertreiben. Sie sehen darin grosses Wachstumspotenzial. Was ziehen Sie hier für eine Bilanz?

Bei den Wearables, beispielsweise Smartwatches oder Fitnesstracker, haben wir die knapp verfügbare Ware zugunsten margenstärkerer Vertragsgeschäfte auf Sparhandy und Deinhandy eingesetzt. Damit sind wir mit einem Umsatz von CHF 16 Mio. etwas hinter unseren Erwartungen von CHF 20 Mio. geblieben – dies aber sehr bewusst. Pricezilla wird gut angenommen, die Prozesse funktionieren, wir haben eine sehr hohe Kundenzufriedenheit und auch an den Spitzentagen in der Black Week hat alles reibungslos funktioniert. So haben wir beispielsweise 1’100 Apple AirPod Pro oder 1’000 Apple Air Tags in 24 Stunden verkauft. In nur 6 Stunden haben wir unseren Lagerbestand an Samsung Galaxy Tabs A7 in Höhe von 900 Stück verkauft.

Wohin geht die Reise mit Pricezilla im Jahr 2022?

Wir wollen den begonnenen Weg weiter gehen, hoffen auf bessere Verfügbarkeiten von Smartphones, damit wir in dieser Kategorie grössere Umsätze erzielen können. Ansonsten wollen wir im Bereich «Internet der Dinge» wachsen. Hier ergeben sich im Markt diverse Chancen, die wir ergreifen wollen. Es bleibt also spannend und es wird sicher ein aufregendes Jahr 2022.